Hier geht es um was
von Nele Hertling
Erschienen in: Zeitgenoss*in Gorki – Zwischenrufe (03/2023)
Mit dem Maxim Gorki Theater verbindet mich eine kleine persönliche Geschichte.
Als Studentin der Humboldt-Universität zu Berlin war ich nach jedem zweiten Semester dazu verpflichtet, mir einen Praktikumsort zu suchen. So kam ich auch 1955 für einige Wochen zum Gorki Theater. Und ebenfalls noch als Studentin bekam ich einen kleinen Rechercheauftrag in Vorbereitung einer Publikation über den Mitbegründer und ersten Leiter der Sing-Akademie, Carl Friedrich Zelter, auf dessen Initiative das Haus für diese Chorvereinigung geplant und 1827 eröffnet wurde.
Nach zahlreichen Veränderungen und Umwälzungen wurde es ab 1952 als Theater bespielt und nach einer Reihe sehr unterschiedlicher Leitungen und Spielpläne 2013 schließlich von Shermin Langhoff zusammen mit Jens Hillje übernommen. Nach der Eröffnung mit Tschechows Kirschgarten war ich sehr gespannt auf die Entwicklung eines eigenen Spielplans, der Aufmerksamkeit erregte mit den folgenden gleich fünf Uraufführungen – ich erinnere mich zum Beispiel mit Freude an den Abend Der Russe ist einer, der Birken liebt.
Schnell wurde klar, hier ging es um das Erzählen von Geschichten, die sich aus der Realität entwickelten. Ein neues Ensemble spiegelte die multikulturelle Vielfalt der Berliner Bevölkerung, und mit den hier gewählten Themen konnte auch ein bisher theaterfernes Publikum gewonnen werden. Das machte das Gorki Theater...