Als sich Alfred Döblin 1937 auf der Flucht vor dem Nazifaschismus befand, die ihn über Frankreich bis in die USA führen sollte, begann er ein umfassendes Prosavorhaben: „November 1918 – Eine deutsche Revolution“. Sechs Jahre später abgeschlossen, umfasste es vier Bände und über 2400 Seiten. Historische Ereignisse, fiktionale wie surreal anmutende Elemente, literarisch Experimentelles und Autobiografisches, all das ist in dem Erzählwerk versammelt. Ein sperriges Epos, das auf der Suche nach den Ursachen des Terrors der Nazis an die Anfänge der sogenannten Weimarer Republik geht. Dass „November 1918“ in der Regie von André Bücker nun als Bühnenadaption in Weimar aufgeführt wurde, mag da naheliegend erscheinen, wenn auch das Geschehen zumeist in Berlin spielt – zwischen dem 10. November 1918, nach der doppelten Ausrufung der Republik, und dem 15. Januar 1919, der Ermordung Karl Liebknechts und Rosa Luxemburgs nach der Niederschlagung des Spartakusaufstands.
„Die alte Welt liegt im Sterben, die neue ist noch nicht geboren: Es ist die Zeit der Monster“, diesen Ausspruch Antonio Gramscis halte man sich für die Novembertage 1918 vor Augen. Und so beginnt der Abend auch, als sich der Vorhang hebt: Die Invaliden, Versehrten, Verwahrlosten und Verrohten, sie schleppen sich aus dem Krieg zunächst ins Lazarett und...