Auf der grauen Hinterbühne weist Putin (Jan Bernhardt mit Teufelshörnern) dem schwerbewaffneten Soldaten Andrej (Alexander Frank Zieglarski) sein nächstes Schussziel an. Auf der Vorderbühne liegt die tote Freundin Andrejs, Marina (Anna Luise Borner), umgekommen bei einem Attentat auf einen Bus in Donezk, das Andrej zufolge „ukrainische Faschisten, die mit Hilfe der Amerikaner an die Macht geputscht worden sind“, zu verantworten haben. Zwischen den Fronten, in der Bühnenmitte stehend und doch aus der sicheren Entfernung Berlins blickend, sehen wir Andrejs Bruder Wolodja (Dennis Junge) und seine Frau Lena (Katja Hirsch). Mit diesem Bild endet die Vorstellung.
Zur Überraschung und Verwirrung einiger Zuschauer haben sich der Regisseur Thomas Roth und sein Dramaturg Sascha Löschner dazu entschlossen, unter dem Titel „Wladimir Kaminers Russendisko“ nicht nur ein szenisches Potpourri entlang der Anekdoten aus Kaminers gleichnamigem Roman zu entwerfen, sondern dessen Migrationsgeschichte narrativ zu bündeln und sie bis in die tagespolitische Gegenwart zu verlängern.
„Moskau – Berlin – Donezk“. Um diesen geografisch wie politisch weit gespannten Bogen erzähl- und darstellungstechnisch schlagen zu können, wurden autobiografische Passagen aus Kaminers „Russendisko“, Auszüge aus seinen Romanen „Militärmusik“ und „Die Reise nach Trulala“ sowie aktuelle Blog-Einträge und Zeitungsartikel montiert und zu szenischen Miniaturen eines Stationendramas verdichtet.
Im vorangestellten Prolog...