Objekte können wir mit allen Sinnen wahrnehmen; wir können sie nicht nur sehen, sondern ebenso fühlen, riechen, hören und schmecken. Objekte auf der Bühne oder in Aufführungen lassen sich zugegebenermaßen nicht immer berühren (oder anlecken), meist gelingt es aber, den Zuschauenden trotzdem eine sinnliche Wahrnehmung zu ermöglichen – auch ohne in unmittelbarer Nähe zu sein, um das Objekt selbst zu erspüren. Dann erscheint Nebel kalt, ein Stück Holz auf einmal flexibel, simple Pappkartons von endlicher Eleganz und Papiertüten murmeln auf unheimliche Weise. Das jeweilige Material oder die Beschaffenheit eines Objekts erklärt diese sinnlichen Eindrücke aber nur bedingt. Auch die Tatsache, dass wir vertraut sein mögen mit bestimmten Gegenständen, erklärt nicht immer unsere Wahrnehmung. Wir benutzen jeden Tag eine Gabel, wissen, wie sie sich anfühlt, auf welche Weise sie gebraucht wird. Wird diese Gabel in einer Aufführung auf einmal zu einem Musikinstrument oder zu einer scheinbar unendlich biegsamen und zarten Figur, dann ändern sich vorübergehend ihre Eigenschaften. Weder ihr Material noch ihre ursprüngliche Funktion, ihr eigentlicher Zweck, ließen vorher vermuten, dass wir die Gabel auf diese Weise wahrnehmen könnten. Wie beschreiben wir also diese Vorgänge?
Die Theaterwissenschaft unterscheidet hierfür zwischen den Begriffen Material und Materialität. „Material“ meint die Stofflichkeit und die...