Bis 2024 läuft sein Vertrag. Wenn alles klappt, wird Thorsten Weckherlin, Intendant am Landestheater Tübingen (LTT), dann zehn Jahre im Amt sein. Auch jetzt, in seiner vierten Spielzeit, die von Goethe bis Yael Ronen weit gefächert daherkommt, rückt er kleinere Entdeckungen in den Blick – wie das 75-Minuten-Stück „Ichglaubeaneineneinzigengott.“ von Stefano Massini, eine Studie über die nicht enden wollende Gewalt im israelisch-palästinensischen Konflikt. Massini, 42-jähriger Autor und Regisseur, arbeitet als Berater am Mailänder Piccolo Teatro. Seine Stücke verhandeln Themen wie den Mord an der Journalistin Anna Politkowskaja oder den Aufstieg und Fall der Lehman Brothers. Massini breitet dabei detailliert recherchierte, komplexe Wirklichkeiten aus, die er gleichsam aus sich selbst heraus sprechen lässt. Möglichst frei von Polemik und psychologisierenden Deutungen.
Im Originaltitel von Massinis Nahost-Studie „Credoinunsolodio“ klingt sowohl „dio“ (Gott) wie auch „odio“ (Hass) an. Ein Spiel mit Bedeutungsebenen, das die deutsche Übersetzung so nicht wiedergeben kann. Das Stück schildert über den Zeitraum eines Jahres die nebeneinanderher verlaufenden Biografien dreier Frauen, die sich nicht kennen und exemplarische Gegensätze verkörpern. Eden Golan, Dozentin für jüdische Geschichte, gehört dem liberalen Komitee für den Dialog an, Shirin Akhras, eine palästinensische Studentin, radikalisiert sich im Hass auf Israel zur Selbstmordattentäterin, und Mina Wilkinson, eine im...