ästhetik des sterbens
von Hayat Erdoğan
Erschienen in: Love Play Fight – Dein Neumarkt 2019-2025 (06/2025)

Geblendet in die Sonne schauen, um die Angst vor dem Tod zu verlieren. Begegnungen, Berührungen, Erinnerungen. Krach, Unterbrechungen, Husten, Phobien, Hunger, die einen daran erinnern und immer wieder deutlich machen: Ja, du bist noch da, du bist am Leben. Enjoy, Love. Geniessen, die eigenen Hände betrachten, feststellen, dass sie alt aussehen, feststellen, dass man schrumpft, und doch: Begehren. Begehren, das noch da ist, das einen zum anderen hinzieht, zum Leben, zur absoluten Gegenwärtigkeit. Oder comic-hafte Laute von sich geben, um der Unsprachlichkeit und Sprachlosigkeit vor der Überforderung des Lebens Ausdruck zu geben. «Mensch, du musst sterben» – so lautet die unausweichliche Wahrheit. Ob das tragisch ist? Ja. Und nein. Wer zuerst stirbt, ist nur vorangegangen. Die bildende Künstlerin Anca Munteanu Rimnic hat mit «Die for Life» ein Memento Mori über das Leben geschaffen, ein musikalisches und visuelles Poem, das sich in wiederholenden Gesten und Situationen der tragikomischen Note des Absurden verpflichtet. Das Leben nicht vom Tod ausgehend, sondern den Tod vom Leben ausgehend denken. Death Positivity – Wellness in Death. Das Ja am Nein und das Nein am Ja. Sterben üben heisst Leben lernen.
«Die for Life. Ein Memento Mori über Leben» von Anca Munteanu Rimnic (Spielzeit 2022/23)
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