Lena, du musst ökonomischer mit dir haushalten. Sonst wird der Beruf sehr anstrengend für dich.“ Kritik kann in ihrer positiven Form auch Züge eines Kompliments enthalten. Die Charakterisierung des Regisseurs Gerd Heinz von Lena Drieschners Zeit an der Staatlichen Hochschule in Stuttgart (2005–2009) huldigt einer besonderen Fähigkeit dieser mitreißenden Schauspielerin: der spielerischen Lust, sich hemmungslos zu verausgaben. Anders formuliert: Diese Künstlerin strahlt Energie aus, und das im Übermaß. Dabei verfügt sie über das Talent, ihre Figuren gedanklich zu entschlüsseln. Unbedingte Hingabe und rückhaltlose Reflexion schließen sich dabei nicht aus.
Wie das zusammengeht? Startund Zielpunkt der Schauspielerin Drieschner bleibt immer das Publikum. Es ist ihr wichtig, richtig verstanden zu werden. Das bedeutet keineswegs, Brüche zu vermeiden. Erst wenn ihr Spiel dazu beiträgt, die Intention ihrer Figuren zu klären, offenzulegen, was diese antreibt, kann für Drieschner der Dialog mit dem Publikum gelingen. Für die Schauspielerin besteht die Kunst darin, „Gedanken zu denken, die nicht zwangsläufig die eigenen sind, und diese auch zu verteidigen“. Teamarbeit ist dafür unabdingbar. Gleich mit ihrem Erstengagement am Theater Freiburg ab 2009 fand sie ein Ensemble, das autonom genug war, Stücke nicht nur spielerisch, sondern auch intellektuell und grundsätzlich zu befragen. Drieschners Spiel bedarf des Klangraums mündiger Mitspieler...