Unter dem Titel „RING Halle Ludwigshafen“ wird seit November 2010 Richard Wagners Operntetralogie „Der Ring des Nibelungen“ auf die Bühnen des Ludwigshafener Theaters im Pfalzbau und der Oper in Halle gebracht. Anlässlich des Wagner-Jahres wird der gesamte Zyklus in diesem und im nächsten Monat jeweils innerhalb einer Woche in Halle und in Ludwigshafen aufgeführt.
Herr Heyme, stand Ihnen, einem ausgesprochen politischen Regisseur, Ihre Biografie bei der Inszenierung des „Rings“ im Weg?
Hansgünther Heyme: Ich habe in den siebziger Jahren in Nürnberg „Rheingold“ inszeniert, dann aber abgebrochen. Im selben Jahr hat auch Peter Stein in Paris nach „Rheingold“ aufgehört, ebenso Ronconi in Mailand. Diese ganze Generation hat irgendwie das Handtuch geworfen, weil der Nazi-Dreck noch meterdick auf dem Material lag. Wir vermochten nicht, zu der eigentlichen Auseinandersetzung mit den Stücken vorzudringen. Als Karl-Heinz Steffens, Opernchef und Generalmusikdirektor in Halle und Chefdirigent der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, mich fragte, ob wir den „Ring“ zusammen machen wollten, sagte ich sofort Ja. Es war ein Geschenk. Die Arbeit konfrontierte mich mit meiner Vergangenheit, besonders mit meiner frühen Jugend, meinem Aufwachsen im Krieg: der Vater ohne jede Feindberührung in Russland an Typhus verreckt, ich mit meiner Mutter in Berlin verschüttet, natürlich total ausgebombt, vor der Roten...