Räume und Heterotopien
von Anna Teuwen und Lucien Lambertz
Erschienen in: Kampnagel Hamburg. 40 Jahre Widerspruch – Workbook zum Jubiläum (07/2024)
Assoziationen: Hamburg
Betritt man das Kampnagel-Gelände in der Hamburger Jarrestraße, fällt zunächst die schiere Größe ins Auge: Kampnagel, das sind 12.000 Quadratmeter bebaute Fläche. Sechs Aufführungshallen für jeweils 120 bis 1.200 Zuschauer*innen und das Zentrum für Choreographie K3 gruppieren sich um das 1.000 Personen fassende Foyer. Hinzu kommen ein Restaurant, ein Programmkino, ein Tonstudio, fünf Probebühnen, Lager- und Büroflächen. Während der Spielzeit bildet eine große Piazza den Treff- und Sammelpunkt für das Publikum; beim Sommerfestival wird der Haupteingang in den rückwärtigen Garten verlegt, in dessen Zentrum das Migrantpolitan, Avantgarden und die Waldbühne dauerhaft angesiedelt sind (vgl. Nadine Jessen und Gregor Zoch S. 116).
Im Inneren zeugen nicht (mehr) unbedingt nachvollziehbare Raumbezeichnungen wie »Apfel-«, »Birnen-« oder »Stöckelmannraum«, »Meisterbude«, »Links vorbei« und eine Durchnummerierung der Hallen von k1 bis k6 (allerdings ohne k5, dafür mit p1 und kmh) von einer sukzessiven Erschließung des Geländes und einer lange gewachsenen, nicht aus einer Hand geplanten Struktur.
Alte Krantrassen, verplombte Eingänge zu Kellerbunkern, zerfurchte Wände mit abblätternden Farbschichten und knarzende Tribünen aus den 1980er Jahren sind Relikte einer vielschichtigen Vergangenheit, die bis in die Gegenwart reicht: Kampnagel war Ort der Industrie, der Arbeiter*innenkämpfe, des Faschismus und des Widerstands dagegen, der künstlerischen Besetzung in den 1980ern,...