Die allermeisten Menschen verspüren nicht selten spontane Impulse, von der gesellschaftlichen Norm abzuweichen, ohne diesen aber wirklich nachzugeben. Wenn mich im Supermarkt touretteartig das Bedürfnis befällt, unnütze Dinge heimlich in meine Tasche zu stopfen, um das Geschäft dann ohne zu bezahlen zu verlassen, dann tue ich das (leider) eher nicht. Zu viel habe ich in die Aufrechterhaltung meines Normalseins investiert, als dass ich mir erlauben würde, mich von solch einem dummen Affekt fortreißen zu lassen. Das Bewusstsein über etwaige nachfolgende Konsequenzen hilft mir dabei. So aufregungsarm, möchte man meinen, gehen Menschen mit mehr oder minder stark ausgeprägter Sozialbindung einkaufen.
Bei einer absichtlichen Nonkonformität stellt sich notwendigerweise die Frage nach der Motivation dazu. Die von Johann Wilhelm Möbius aus Friedrich Dürrenmatts „Die Physiker“ könnte hehrer nicht sein: die Rettung der Menschheit. Er will die Welt vor seinen möglicherweise gefahrbringenden physikalischen Erkenntnissen schützen und tut alles dafür, im privaten Sanatorium weggesperrt zu bleiben, um ohne weitere Beachtung seinem Forscherdrang nachkommen zu können. Wo die Verletzung informeller sozialer Verabredungen – etwa, dass man sein familiäres Umfeld nicht im Selbstverständnis eines Königs Salomo mit wirren Planetenpsalmen vollzukübeln hat – nicht zum Bleiberecht in der Anstalt ausreicht, muss mit qua Gesetz festgeschriebenen Grundsätzen gebrochen werden:...