Vor dem Senftenberger Theater führt ein Gang durch ein Gewühl aus Holzbuden und Bäumchen, was zunächst die Befürchtung weckt, dass die Nibelungen, zumal die von Hebbel, inzwischen im Mittelalterspektakel angekommen sind. Seit Jahrzehnten gaben sie – 1973 eingeleitet von Hansgünther Heyme in Köln, von Wolfgang Engel 1984 nachfolgend in Dresden – das sprachmächtige Warn- und Trauerspiel des sinnlosen, aber doch politisch motivierten Kriegstaumels, das vom NS-Missbrauch gereinigt neu angesehen werden müsse. Noch Moritz Rinke berief sich 2002 bei seiner leichthändigen Bearbeitung für die eigens begründeten Nibelungen-Festspiele in Worms auf den Anspruch, die Nibelungen unter ihrer Grabplatte hervorholen zu wollen.
In Senftenberg wird der europäische Rahmen für die Geschichte nun betont. Immerhin spannt er sich geografisch von Island über die Niederlande bis nach Österreich und ins heutige Ungarn – und erzählt im Hintergrund von unterschiedlichen Graden der Christianisierung im frühmittelalterlichen Europa. Für den sechsstündigen Abend mit ausgedehntem Ritterschmaus als Saisonhöhepunkt der Neuen Bühne ist der europäische Gedanke aber vor allem eine Klammer der unterschiedlichen Schauplätze, die in den drei Teilen „Blut“, „Mord“ und „Rache“ weitgehend nach Hebbel von drei höchst unterschiedlichen Regisseuren inszeniert wurden.
Der Puppenspieler Jan Mixsa geht mit der Vorgeschichte von Siegfrieds Drachentötung sehr frei zur Sache. Bei ihm...