Dieser Gang durch eine gefrorene Traumwelt übt sich im Minimalismus. Nur zwei Schauspieler treten auf: Samuel Finzi als Peer Gynt und Margit Bendokat als alle Frauen im Stück (Mutter, Ingrid, Solveig). Das sagt uns einiges über die Ibsen-Deutung von Ivan Panteleev: Ich und die Neurosen?
Der Regisseur liest das Stück als frühes Dokument der Psychoanalyse: Gynt als Chiffre für das große Unbehagen in der herrschenden Kultur. Das ist erst einmal eine Behauptung, die es sinnfällig zu machen gilt. „Peer, du lügst!“, fährt die Mutter den Sohn an, sobald dieser die Wirklichkeit zur Möglichkeit umbiegt. Das wäre dann die neue Welt, die er entdecken könnte, wäre sie nicht von Anfang an mit dem Bann der Mutter belegt, kontaminiertes Gelände, ganz und gar unbewohnbar.
Heller Sand, der den Bühnenboden in dünner Schicht bedeckt, knirscht bei jedem Schritt. Es klingt wie Schnee, aufreizend monoton. Was also gibt es Neues im Peer-Gynt-Universum? Oder anders gefragt: Gibt es denn überhaupt noch etwas, das die Erwartung im Warten wachhält? Ivan Panteleev ist es ernst mit dieser Frage, wie ernst, das sah man unlängst in seiner bezwingenden Inszenierung von „Warten auf Godot“ hier am Deutschen Theater Berlin.
Ein von innen erleuchteter Western-Planwagen (Bühne Johannes Schütz) zeigt Möglichkeiten...