Stefan Bachmann
Die fröhliche Skepsis des Gefühlsherstellers
Erschienen in: Arbeitsbuch 2003: Werk-Stück – Regisseure im Porträt (07/2003)
Assoziationen: Akteure Stefan Bachmann Theater Basel
Der Büchner-Preisträger H.C. Artmann verlässt an den Wiener Festwochen 1997 protestierend die Premiere von „Tragödie der Rächer". Seine eigene Übersetzung des ungesicherten elisabethanischen Blutstücks soll ihm zu sehr missachtet worden sein. Der junge Regieschlächter aus Zürich mit der blonden Strubbelfrisur und dem jungenhaften Lächeln heißt Stefan Bachmann und ist 31 Jahre alt. Über drei Jahre später, Bachmann regiert bereits als Schauspieldirektor im Theater Basel, meint das Stadtgespräch Ähnliches, sagt's aber einfacher: Blut- und Unterhosentheater. Vor allem dem jungen Chef lastet man die Publikumskrise an, die den ganzen Dreispartenbetrieb erfasst hat. Eigentlich vor allem einer Unterhose, Calibans Unterhose, mehr eine Windel. Aus dem „Sturm" wird so fast ein Fanal.
Bachmann, der wohlerzogene, sitzt vor 1200 Leuten im Theaterfoyer und versucht redlich, aber bestimmt, die Unterhose als theatrales Zeichen der Demütigung zu rechtfertigen. Unterhose bleibt Unterhose, da kann Christoph Müllers Caliban noch so stumm und klar das Krönchen schmerzvoll über den Kopf ziehen und es als Halsband deklarieren. Es ist ein kleiner Schritt zwischen Herr und Knecht.
Aber Bachmann hat verstanden. In der folgenden Spielzeit trägt er mit zwei unaufgeregten Inszenierungen maßgeblich dazu bei, die Kasse aufzubessern: „Biedermann und die Brandstifter" und „Die Zauberflöte". Am Ende seiner Basler Direktionszeit, im Sommer 2003,...