Dass Leipzig eine lebendige Theaterstadt ist, steht außer Frage. In nahezu allen Bezirken finden sich zahlreiche klassische, aber auch ungewöhnliche Spielstätten – Puppentheater, Experimentierräume, Pop-up-Theater – sowie, unverrückbar und zuverlässig, Traditionshäuser wie das Schauspiel und die Oper. Inmitten des Zentrums liegt das Institut für Theaterwissenschaft – ein Ort, der 2014 von Schließung bedroht und hart umkämpft war, dann aber doch mit großem Optimismus weitergeführt werden konnte. Es hätte Einsparungen geben sollen. Laut den Forderungen des Sächsischen Wissenschaftsministeriums hätten ab 2015 drei (von vier) Professorenposten sowie zwei Mitarbeiterstellen gestrichen werden müssen. Das hätte das Institut nicht verkraftet. Die drohende Schließung zog Proteste und Petitionen zahlreicher Unterstützer mit sich. „Theaterwissenschaft bleibt!“ – dieses Transparent hing unübersehbar wie eine Warnung von einem Fenster des Gebäudes herab. Eine ausführliche Dokumentation der Ereignisse veröffentlichten die Leitenden des Instituts, unter dem ehemaligen Direktor Günther Heeg, mit dem Titel „Momentaufnahme Theaterwissenschaft“ 2014 im Verlag Theater der Zeit. Schließlich durften sie bleiben – doch nicht nur das: Es wurden zwei neue Studiengänge geschaffen, die das Profil der Institution schärfen sollten. Theaterwissenschaft „transdisziplinär“ und „transkulturell“ heißen die neuen Theorie-Praxis-Transfers. Ein bisschen nach angewandter Theaterwissenschaft, wie sie in Gießen und Hildesheim vermittelt wird, klingt das schon. In Leipzig steht allerdings...