Eine Tänzerin mit Fischmaul peitscht ihren Körper bis zur Erschöpfung. An den hektischen Bewegungen ist ihre Angst abzulesen. Hinter ihr streiten sich zwei Kundinnen mit dem Verkäufer, wer den letzten Silbersaibling in den Einkaufswagen packen darf. Elise Schmits „Fisch im Limbus“ ist einer von sieben Texten europäischer Autorinnen, die Mahatma Gandhis sieben Todsünden aus dem Jahr 1925 neu lesen. Fast hundert Jahre später sind die mahnenden Worte des Pazifisten aktueller denn je. „Genuss ohne Gewissen“ ist eine der Sünden, die er damals anprangerte.
Sieben Künstlerinnen, die nicht nur formal unterschiedliche Wege gehen, hat die Karlsruher Schauspielchefin Anna Bergmann eingeladen, „Die neuen Todsünden“ in Kurzdramen zu interpretieren. Die Luxemburgerin Schmit setzt auf eine Dystopie. Ihren Totentanz der Zivilisation inszeniert die Regisseurin als Oper. Der Musiker Clemens Rynkowski hat Schmits Sprachmelodie in eine Partitur gekleidet, die dem Text Tiefenschärfe gibt: „Pandemie, Artensterben, Erde hat Fieber!“ Tanz und Musik machen Schmits politische Skizzen zum Gesamtkunstwerk. Die ästhetische Gratwanderung setzt die Opernsängerin und Schauspielerin Frida Österberg, neu im Ensemble, brillant um.
Obwohl die inhaltliche Klammer durch Gandhis sieben Todsünden vorgegeben ist, sind die Perspektiven der Autorinnen so unterschiedlich wie ihr Hintergrund. In Zusammenarbeit mit dem Stadttheater im schwedischen Uppsala und dem Nationaltheater Luxemburg hat...