Auftritt
Theater Pforzheim: Schneewittchen in der Hölle der Justiz
„Die Turing Maschine“ von Benoît Solès – Regie Sascha Mey, Bühne Steven Koop
von Elisabeth Maier
Assoziationen: Baden-Württemberg Theaterkritiken Sascha Mey Theater Pforzheim
Erschienen am 20.1.2025

Als Wissenschaftler hat Alan Turing die Mathematik revolutioniert. Er entwickelte im Zweiten Weltkrieg ein Verfahren, das den Code der deutschen Chiffriermaschine Enigma entschlüsseln konnte. Damit rettete der eigenwillige Entdecker nicht nur ungezählten Menschen das Leben, weil die Angriffe der Nationalsozialisten ins Leere liefen. Er bahnte der Computerwissenschaft den Weg. Der französische Schauspieler Benoît Solès hat seine Geschichte in dem Stück „Die Turing Maschine“ auf die Bühne gebracht. Sascha Mey verortet den Text im Podium des Theaters Pforzheim in einem geometrischen Raum, der für den Protagonisten zum Gefängnis wird.
Turings Geschichte ist tragisch. Für seine Homosexualität wurde der Wissenschaftler im prüden England der 1950er-Jahre bestraft. Die Regierung zwang ihn, sich mit weiblichen Hormonen behandeln zu lassen. Das trieb den sensiblen Mathematiker und Kryptoanalyriker in den Suizid. Am 7. Juni 1954 soll er in einen vergifteten Apfel gebissen haben – so, wie einst Schneewittchen. Für dieses Märchen schwärmte der Wissenschaftler.
Seine seelische Zerrissenheit zeichnet der Schauspieler Frederik Kienle mit viel Feingefühl nach. Der kluge Kopf war nur in der Welt der Zahlen und Formeln glücklich. Im wirklichen Leben scheiterte Turing an seinem eigenwilligen Wesen. Das machte ihn im Wissenschaftsbetrieb wie auch im wirklichen Leben zum Außenseiter. In Steven Koops Bühnenraum sitzt Kienle...
Erschienen am 20.1.2025