Das Darmstädter Spielzeitheft erinnert in seiner schlichten Art an die Mao-Bibel: klein und ritzerot. Darauf prangt in schwarzen Lettern: DAS THEATER. Als gäbe es kein anderes. Eine Kulturrevolution findet dort, so viel sei vorab verraten, dennoch nicht statt, wenngleich sich das Staatstheater Darmstadt unter seinem neuen Intendanten Karsten Wiegand von anderen abzusetzen versteht. Das beginnt mit der schönen Sitte, formschöne Spinde für die Garderoben der Besucher aufzustellen; den investierten Euro erhält man selbstverständlich zurück. Auch die Programmhefte sind ab dieser Spielzeit für die Zuschauer umsonst und obendrein trotz der wenigen Seiten ziemlich aussagestark. Darüber hinaus finden sich auf den Eintrittskarten prägnante Zusammenfassungen der Stücke, die sich im Saal noch flugs lesen lassen.
Das mögen Petitessen im Theaterbetrieb sein, doch zur Atmosphäre und zum Charme eines Hauses tragen sie in nicht geringem Maße bei. Das gilt auch für Brezeln, die nur einen Euro kosten. Dabei hat der neue Intendant Karsten Wiegand, der sich bei öffentlichen Auftritten stets ebenso unaufdringlich wie smart in Szene setzt, insbesondere mit seinem Schauspielensemble schon vor Spielzeitbeginn für Schlagzeilen gesorgt, vor allem mit der Verpflichtung von Samuel Koch, der seit seinem Unfall bei „Wetten, dass ..?“ 2010 querschnittsgelähmt ist. Da war überregionales Interesse programmiert, doch wer das...