Tankred Dorst (1925–2017)
von Ute Nyssen
Erschienen in: Ist’s vorüber, lacht man drüber (11/2025)

TANKRED DORST WAR BEREITS AUTOR im Verlag Kiepenheuer & Witsch, als ich 1963 die Anstellung in der Theaterabteilung antrat. Ich war von der Verlagsleitung eigentlich vorgesehen als Betreuerin einer neuen Buchreihe zum Thema Theater, mit den Herausgebern Marianne Kesting, namhafte Literaturwissenschaftlerin, und Tankred Dorst.
Mit ihm lernte ich zum ersten Mal einen lebenden Dramatiker und dessen irdische Probleme kennen, beispielsweise die finanziellen und die den Ruhm betreffenden. In meiner naiven Ahnungslosigkeit − in analogen Zeiten − war es für mich eine neue Erfahrung, dass Dichter sich nicht von der Luft speisten. Wie schon berichtet, erhielt ich nach einem Jahr Kiepenheuer & Witsch ein Fellowship für die USA, und nach der Rückkehr 1966 bot mir der Verleger Dr. Witsch die freigewordene Stelle als Leiterin der Theaterabteilung an. Obwohl die geplante Theaterreihe sich in Luft aufgelöst hatte, ging die beschwingte Zusammenarbeit mit Tankred Dorst zunächst weiter.
Mit ihm verbanden uns, und mich im Besonderen, mehrfach wechselnd Ebbe und Flut intensiver Zusammenarbeit und Über- respektive Nichtübereinstimmung. Er war mit fast 50 Theaterstücken und unzähligen anderen Texten für Film und Fernsehen seinerzeit einer der fruchtbarsten und meistgespielten Dramatiker der Nachkriegszeit, bekannt und beliebt bei einem breiten Publikum, auch international.
Von dem Arbeitsaufwand im Hintergrund...