Im Foyer kreuzen sich die Zuschauer wie in der Abflughalle eines Flughafens. Die einen haben für die „Situation Rooms“ von Rimini Protokoll eingecheckt, die anderen ziehen an einen der aus der riesigen Jahrhunderthalle herausfiletierten Spielorte. Ein Stück weit ist Normalität eingekehrt, denn die Ruhrtriennale ist längst in den Reigen der Topfestivals aufgestiegen und rangiert in der Gunst ihrer viel gereisten und versierten Besucher gleich nach Bayreuth und Salzburg. Auch die unangenehmen Fragen nach Auftrag und Kosten sind verhallt, die umliegenden Stadt- und Staatstheater leben immer noch, und die anderen in NRW verorteten Festivals haben sich arrangiert oder präsentieren trotzig dieselben Gastspiele.
Die neue Halle 4 ist die authentischste der Teilzuschnitte. Im Fond wacht eine Galerie in drei Metern Höhe über den früheren Arbeitsraum. Der Umgang ist durch Fenster mit großen Flügeln abgetrennt, die mal wie zerschossen, dann im Gegenlicht wie aus Milchglas wirken, sie blicken majestätisch von der breiten weißen Kachelwand herab. Durch eine kleine Eisentür tritt die Violinistin Amandine Beyer auf. Als die Tür wieder ins Schloss fällt und alles Licht aussperrt, steht sie in kompletter Dunkelheit da und beginnt Bachs „Partita 2“ zu spielen – ein über zwanzigminütiges Musikstück, unplugged und blind vorgetragen. Im zweiten Teil der Aufführung...