Warum wir Festivals brauchen
Plädoyer für einen verdichteten Erfahrungsraum
von Markus Joss
Erschienen in: Offen! Das internationale figuren.theater.festival – Erlangen Nürnberg Fürth Schwabach (05/2025)
Assoziationen: Puppen-, Figuren- & Objekttheater Dossier: Festivals

Ich schreibe aus der Perspektive des Leiters der Abteilung Zeitgenössische Puppenspielkunst an der HfS Ernst Busch und werde also weiter unten darüber schreiben, wie wichtig Festivals für Studierende sind, werde das Festival in Erlangen als Schule der ästhetischen Wahrnehmung loben, werde das gemeinsame Durchhecheln der besuchten Inszenierungen am Biertisch als Lehrinhalt curricular zu verankern versuchen und das Rumstehen im Foyer kurz nach dem Vorstellungsbesuch als methodisches Element in Bezug auf Liminalität und im Kontext sozialer Aushandlungsprozesse beschreiben. Kurz – es soll in diesem kleinen Beitrag denn doch auch recht akademisch werden. Für Generationen von Studierenden war der Festivalbesuch ein prägendes Erlebnis. Die Tatsache, dass die Institutionen Festival und Hochschule alle zwei Jahre eine Verbindung eingehen, schafft den Rahmen für einen verdichteten Erfahrungsraum. Inspiration, Vorbild und Epigonentum, Abgrenzung, hymnische Verehrung und apodiktische Ablehnung gehen einen Dialog ein und sind Referenzangebot für das eigene künstlerische Tun. Aber wie läuft das eigentlich genau ab?
Die Beute des Tages sezieren
Schauen wir auf ein Bett oder genauer auf mehrere Doppelstockbetten. Auf dem einen davon zwei junge Männer, sitzend beide und ihre Blickrichtung geht auf einen Tisch, eine Armlänge entfernt, auf einen sehr kleinen Tisch. Darauf ein Bühnenbildmodell. Noch ist es eine Art Metzgerei oder...