Die Kopfschmerzen von Herrn R. bereiten seinem Hausarzt: Kopfzerbrechen. Diagnose: unerklärlich. Der Doktor ist nicht der Einzige, dem die Ratlosigkeit ins Gesicht geschrieben steht. In Susanne Kennedys Inszenierung tragen die Schauspieler Masken, mit denen sie aussehen wie von einer Gesichtslähmung befallen. Löcher für Augen und Mund erlauben nur minimales Mienenspiel. Vorherrschend bleibt der festgefrorene Ausdruck eines schockierten Stumpfsinns, einer tief sitzenden Überforderung mit dem Leben, aus dem ein Ausbruch dringend geboten scheint. Das Fragezeichen am Titelende dieses Theaterabends: Die Figuren schleppen es hier als unlösbares Rätsel mit sich herum.
Die quälende Frage nach dem Warum stellt sich nach jedem Amoklauf. Bei Herrn R. aber, der scheinbar unvermittelt Frau, Kind und eine Nachbarin erschlägt, versagen die Erklärungsmuster, die üblicherweise als Antwort herhalten müssen. Weder lebt er in zerrütteten Verhältnissen noch ist er arbeitslos oder wird gemobbt. Herr R. führt ein ganz normales Durchschnittsleben – wie alle um ihn herum. Insofern erscheint es eher zufällig, dass gerade er zum Gewalttäter wird. Es könnte ebenso gut ein anderer sein. An den Münchner Kammerspielen tragen denn auch gleich drei Darsteller abwechselnd die Maske des Herrn R. zum identischen Alltagslook aus Rollkragenpulli, schmuckloser Lederjacke und Bluejeans (Kostüme Lotte Goos), wobei Edmund Telgenkämper die konsterniert-melancholische Spielart...