Ein Prolog eröffnet den Band programmatisch, wenn Puppe und Spielerin in Textfragmenten aus Astrid Griesbachs „Doktor Faustus reorganisiert“ (2012) zentrale Fragen der Animation im Knittelvers verhandeln. Leitmotivisch in der Geschichte des Hauses mal geliebt, mal geächtet, mischt sich dann auch noch eine Kasperfigur ein, um Gretchen zu retten. Wohin die Reise geht, klingt in Agnès Limbos’ poetischem Ausblick an, der die Verwobenheit von Spieler*in, Figur und Betrachter*in als Ausgangssituation zeitgenössischen dingtheatralen Spiels beschreibt. Zwischen diesen Konstellationen skizziert der Sammelband mit großer Sachkenntnis und spürbarer Liebe zum Gegenstand den historischen und künstlerischen Werdegang des Puppentheaters Magdeburg von seiner Gründung im Jahr 1958 bis heute.
Die Wiedervereinigung von DDR und BRD wird als tiefgreifender Einschnitt für personelle, ökonomische und künstlerische Ausrichtung des Hauses formal aufgegriffen und gliedert den Band in drei „Umbauten“. Unterschiedliche Formate erzeugen eine vielperspektivische Sicht auf die Geschichte(n), in deren Erzählung sich Stimmen aus organisatorischem Bereich, Gewerken und künstlerischen Positionen abwechseln. Damiet van Dalsum und Frank Bernhardt, ehemalige und aktuelle künstlerische Leitung, kommen zu Wort, aber auch Spieler*innen und Regieführende berichten von Chancen und Schwierigkeiten, die die Arbeit an einem städtischen, festen Puppentheaterensemble – ein „ostdeutsches Kulturphänomen“ (Meyer) – mit sich bringt. Im Zentrum steht dabei die künstlerische Entwicklung,...