„Und immer mehr wie ein Schleier kommt mir meine Sprache vor, den man zerreissen muss, um an die hinterliegenden Dinge (oder das hinterliegende Nichts) zu kommen“, schreibt Samuel Beckett im Juli 1937 an seinen Berliner Bekannten Axel Kaun. „Oder sollte die Literatur auf jenem alten faulen, von Musik und Malerei längst verlassenen Wege allein hinterbleiben? … Um Antwort wird gebeten.“
Solche programmatischen Äußerungen sind selten in den Briefen des jungen Schriftstellers, die er zwischen 1929 und 1940 aus Dublin, London, Paris, Berlin und München an seine Freunde und Bekannten schickt. Es geht zu Anfang vor allem um die Versuche, seine Gedichte, Essays und ersten Prosatexte bei Verlagen unterzubringen und eine feste Anstellung zu finden. Aber schon bald wird das Schreiben wichtiger als das Publizieren oder die wissenschaftliche Karriere. Geld ist trotz der mütterlichen Unterstützung aus Cooldrinagh immer knapp, und die Urteile über Verleger und Agenten fallen entsprechend drastisch aus. Aber auch Künstler und Kollegen bekommen Becketts bitteren Witz ab: der Dirigent Wilhelm Furtwängler nach einem Konzert in London („Nazi-Massaker an einer Partitur“), der Dresdner Gemäldegalerie- Direktor Hans Posse für seine Präsentationen („der Rembrandt-Saal ein Skandal“) und sogar der Nürnberger Sebaldus-Altar („ein schwarzes Trumm“). Es gibt aber auch erfreuliche Begegnungen: beispielsweise...