Volkswirtschaftslehre und Tanz – wieso wollten Sie gerade diese beiden Fächer studieren?
Ich habe beides in der gleichen Woche angefangen, und zwar aus der gleichen Motivation heraus. Mich hat die Frage bewegt, ob es noch andere Formen des Produzierens gibt, als natürliche Ressourcen in Gebrauchsgegenstände umzuwandeln. Die Volkswirtschaftslehre erschien mir als ein Fach, das mir das theoretische Handwerkszeug zur Bearbeitung einer solchen Fragestellung vermitteln könnte. Tanz hingegen als eine Art Lösung oder Antwort auf diese Frage, da er ja per se einem anderen Produktionsmodus folgt: Er baut sich gleichzeitig auf und wieder ab, trotzdem ist er da und produziert Effekte.
Steckt dahinter ein antikapitalistischer Impuls?
Wir leben in einem Distributionssystem, das man den „Markt“ nennen kann. Ihm unterliegt ein Produktionsmodus, der den zivilisatorischen Prozess angetrieben hat, nämlich das Transformieren von natürlichen Ressourcen. Das sind zwei verschiedene Dinge, die aber oft vermischt werden. Ich suche nun schon seit einigen Jahren nach einem anderen Produktionsmodus, nicht aber nach einem anderen Distributionssystem. Und dabei frage ich mich, ob innerhalb unseres Distributionssystems nicht auch ein anderer Produktionsmodus realisierbar ist. Meine Arbeiten versuchen also, einen solch andersartigen Produktionsmodus in den Markt einzuführen und gesellschaftlich aufzuwerten.
Kapitalismuskritik ist dabei nicht mein vorrangiges Motiv. Im Kern ist...