Vorbemerkung: Ich gebe zu, der Begriff der Resonanz hat für mich eher einen suspekten Charakter. Bisweilen hat man als Musiker mit Räumen zu tun, in denen das eigene Spiel Schwingungen hervorruft, die den gewünschten Klang unangenehm verzerren. Im übertragenen Sinn verwandt, ist das romantische Resonanz-Modell vom Theater als einer in den Menschen gefühlige Schwingungen anregenden Institution für mich eher unter Betroffenheitskitschverdacht. Auch als soziologischer Modebegriff steht die Resonanz für eine eher unkritische Theorie, die meinen ästhetischen Vorstellungen von Bühnenmusik, die viel mehr von Improvisation und Gegensatz, befruchtendem Kontrast, Autonomie der Mittel und Individualität des Ausdrucks denn von dramaturgisch-akustischer Gleichschaltung geprägt sind, zuwiderläuft. Und dennoch gibt es gerade im genreübergreifenden künstlerischen Prozess unbestreitbar Affinitäten und Annäherungen zwischen Musik, Raum und Objekt, die mit dem physikalisch-akustischen Begriff der Resonanz anschaulich beschrieben werden können. Frei assoziativ umkreist mein Interview mit der Bühnenmusikerin und -komponistin Charlotte Wilde, dem musikalischen Part des Figurentheaters Wilde und Vogel, dieses Themenfeld.
Was verbindest du mit dem Begriff der Resonanz?
Da denke ich zunächst einmal an Musikinstrumente, deren Schwingung man spüren kann. Im Bezug auf die Theatermusik scheint mir der Begriff nicht so sehr interessant, weil einseitig, da es ja technisch gesehen um einen Sender geht, der etwas zum...