Präsent im Raum
von Horst Hawemann
Erschienen in: Recherchen 108: Horst Hawemann – Leben üben – Improvisationen und Notate (03/2014)
Es kann immer wieder beobachtet werden, dass Darsteller im Bühnenraum fast alle Sicherheit verlieren, die sie im Alltag haben. Ihre körperlichen Bewegungen wirken unorganisch und oft sogar orientierungslos, nur weil sie auf der Bühne stattfinden. Sie stehen wie „aufgestellt“. Sie gehen wie „hin- und hergeschoben“. Die Hände hängen am Körper, wenn sie überhaupt vorhanden sind. Man weiß nicht, wohin mit ihnen. Der Körper versteift sich. Und weil der ungeübte Darsteller das natürlich spürt, verlagert er seinen Aufenthalt in den Hintergrund des Bühnenraumes, in eine scheinbare Sicherheit. Wer geht schon nach vorn, wo man deutlich zu sehen ist? Und so geschieht es dann, dass sich die Spieler im Hintergrund versammeln und davor eine spielfreie Zone entsteht. Dem Spieler wird die Erklärung, dass der Zuschauer das Ziel ist, verständlich sein, aber das holt ihn noch lange nicht nach vorn in dessen Nähe. Er braucht noch andere Gründe, neben sinnvollen vor allem sinnliche.
Nummer: „Hier bin ich, Leute!“
Hinter der Bühne sagt der Spieler an: „Wie ich an einem Dienstag zu einem Ort kam, an dem ich noch nie war, und sagte: Hier bin ich, Leute!“ Dann betritt er die Bühne.
Man gibt dem Darsteller nicht den Auftrag, wohin er zu gehen hat,...