Ein DJ, allein und souverän vor seinen Plattentellern: So schreibt sich das digitale Volksbühnen-Festival Postwest weiter in die Zukunft. Jedenfalls, solange noch Strom durch die Router fließt. Janis Krauklis kann man da auflegen sehen, den legendären DJ aus Riga, der bereits in sowjetischen Zeiten Techno in die Klubs mit kyrillischen Buchstaben brachte und als Lehrmeister gleich mehrerer DJ-Generationen in Osteuropa gilt. Die Vibes wabern und die Farben um ihn ebenfalls. Er ist allein, zuweilen sieht man im Hintergrund ein Technikerbein – so sieht eine Festivalparty in Corona-Zeiten aus. Immerhin nachtanzen kann man zu Hause.
Nachsehen und nachhören auch. Und es lohnt sich. Denn dieses Postwest-Festival – kuratiert von der jungen russischen Theaterwissenschaftlerin Alina Aleshchenko, die als Referentin der Intendanz von Klaus Dörr an der Volksbühne arbeitet – schraubte sich aus der gefälligen Mitleidsnische ganz kräftig heraus, die West-Institutionen Ostkünstlerinnen und -künstlern gewöhnlich anbieten.
Es hatte einerseits ästhetisches Format, was nicht nur am DJ-Mythos Krauklis lag. Bemerkenswert war auch die Performance „Cannon Fodder“ der lettischen Company KatIZ. Auf den Bildschirmen dreier Smartphones erscheinen Performerinnen, die sich offensichtlich in einer Bewerbungssituation befinden. Jede agiert in ihrer eigenen Box, inszeniert sich ausschließlich für die Handykamera.
Die Zoom- und Skype-Performances in Corona-Zeiten sind hier...