Kolumne
Jetzt ist schon wieder was passiert
Kurzer Lebenslauf mit Polizei
Erschienen in: Theater der Zeit: Der Lieblingsfeind steht links – Über Theater und Polizei (12/2020)
Assoziationen: Debatte
Das erste Mal, dass ich einen Polizisten nicht nur auf der Straße, sondern auch in einer Wohnung sah, war leider bei mir zu Hause. Meine Mutter wollte meinen Vater anzeigen; wenig später zog sie die Anzeige zurück. Damals war ich noch klein, und ich war auch noch nicht groß, als ich von einem Polizeiwagen gestoppt wurde, ich auf meinem Fahrrad, unvorteilhaft auf der linken Spur der Straße. Der Polizist auf dem Beifahrersitz kurbelte das Fenster herunter, und weil mir auf die Schnelle nichts Besseres einfiel, tat ich empört: Bin ich zu schnell gefahren? Diese Frage überging der Polizist und wies mit erhobenem Zeigefinger darauf hin: Rechtsfahren ist amtlich. Das habe ich mir bis heute gemerkt, woran man sieht, dass das gern praktizierte, an die Einsicht appellierende Bürgergespräch der Polizei nicht immer vergeblich ist.
Das zweite Mal, dass ich einen Polizisten in einer Wohnung sah, noch dazu in seiner eigenen, war in Rosenheim. Max arbeitete dort für die Kripo. Ich glaube, er mochte mich, und ich mochte ihn auch, aber viel mehr noch mochte ich seine Tochter, die mich zwar auch mochte, aber nicht so, wie ich es gebraucht hätte. Oft wirkte Max ein wenig zerknirscht, und einmal ließ er ein...