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Film
Krachlederne Soap-Operas
von Ralf Schenk
Erschienen in: Theater der Zeit: Philipp Hochmair: Ein Mann, alle Rollen (11/2013)
Konrad ist Theaterregisseur, seine Frau Christine praktiziert als Anästhesistin. Ihre Töchter sind zehn und fünf Jahre alt, vorwiegend betreut von dem freischaffenden Konrad, der seine Karriere erst mal sausen ließ. Jetzt, wo ein Au-pair-Mädchen aus Argentinien vor der Tür steht, glaubt er die Zeit für gekommen, wieder in seinen Beruf einzusteigen. Doch die junge Argentinierin ist schwanger, hat zu Hause niemandem davon erzählt, sieht den Aufenthalt in Deutschland als eine Art Flucht. Konrad und Christine begreifen, dass sie mit ihr plötzlich noch ein drittes Kind betreuen müssen.
Robert Thalheim („Am Ende kommen Touristen“) leuchtet in Eltern den Alltag des gestressten Intellektuellenpaares präzise aus. Seine Hauptdarsteller Charly Hübner und Christiane Paul balancieren zwischen anfänglicher Harmonie und zunehmendem Wahnsinn. So munter der Film daherkommt, so schade ist es, dass er schlussendlich nur im Privaten verhaftet bleibt. Völlig ausgespart ist, welche Intentionen Konrad mit seiner ersten, anspruchsvollen Inszenierung nach der Babypause verwirklichen will. Der Zuschauer erfährt nur, dass er die „Nibelungen“ auf ein Minimum eindampft: Aber warum und wieso und was das alles über seinen geistigen Horizont aussagt, bleibt völlig offen. Schade, nicht zuletzt auch im Vergleich mit einem klassischen DEFA-Film, der eine ähnliche Figurenkonstellation besitzt: Frank Vogels „Das siebente Jahr“ (1969). Allerdings...