So ein Kindskopf wie Paul Kreindl hat es gut. Niemals käme er auf die Idee, sein Verliebtsein von sich selbst auf jemand anderen zu richten. Paul ist richtig glücklich, als Einziger in dieser Gesellschaft. Im Gegensatz dazu erscheinen die zwei Ehen in Arthur Schnitzlers „Das weite Land“ wie Qualgemeinschaften. Mann betrügt Frau, Frau betrügt Mann – ein einziger Seelenstress das Ganze. Der erste Kick, den dieser unanalysierbare Gefühlscocktail Liebe verschafft, ist schnell vorbei. Wenn man wählen könnte, wäre man in Tim Kramers Inszenierung von Arthur Schnitzlers Tragikomödie „Das weite Land“ vernünftigerweise am liebsten Paul, der Kindskopf. Es ist ziemlich drollig, wie Christian Hettkamp ihn im Schweizer St. Gallen auf die Bühne bringt.
Der Schaden ist groß, den die Suche nach dem Kick in dieser saturierten und dennoch beunruhigten Gesellschaft anrichtet. Tim Kramer und sein Ensemble geben sich alle Mühe, in aller Ruhe die Zerstörungskraft vorzuführen, die erwächst, wenn Liebe gesucht wird, ohne mit ihr etwas anfangen zu können. Das gesamte Ausmaß des (Gefühls-) Chaos darf sich entfalten, das gemäß der Analyse des Doktor von Aigner (Bruno Riedl) der Natur, insbesondere der menschlichen, entspricht. Ordnung? Rein künstlich.
Der Bühnenrahmen ist jedenfalls so ordentlich arrangiert, als müsste er einen Ausgleich schaffen für...