Indonesische Tänzer in England
von Beryl de Zoete
Erschienen in: Theater der Zeit: Über den Surrealismus (01/1947)

In Frankreich, Holland und Sowjetrußland ist der Tanz im Leben der nichtindustriellen Bevölkerung ein bedeutungsvoller Ausdruck ihres Lebens. In den Tänzen spiegelt sich die Seele und auch das soziale Leben eines Volks wider. In Paris veranstalten das Museum Guimet und das Musée de l'Homme sowie die von privater Seite unterhaltenen Archive des internationalen Tanzes häufig Darbietungen von Tänzen, Tanzfilmen und Musikschallplatten, und zwar nicht allein aus ihrem eigenen Land, sondern aus allen Teilen der Welt. Auch in Holland sind die Tänze von Java und Bali als untrennbarer Bestandteil des kulturellen Lebens in den Museen von Amsterdam und Leyden zu sehen.
In London dagegen, im Herzen des Empires, vermißten wir bis heute eine ähnliche Einrichtung. Die großen indischen Tänzer Shankar und Ram Gopal erhielten keine offizielle Unterstützung; sie kamen auf rein kaufmännischer Grundlage zu einem Durchschnittstheater und wurden durch den Enthusiasmus einer kunstbegierigen Zuhörerschaft gehalten, die bereitwillig hohe Eintrittspreise zahlte.
Aber neuerdings ist eine gewisse Änderung eingetreten. Die Tür, an die man so oft vergeblich geklopft hat, hat sich zu einem kleinen Spalt geöffnet.
Eine Gruppe junger Indonesier aus Holland setzte während des Krieges ihre heimatlichen Inseltänze fort und ist jetzt in der Lage, sie uns als Ausdruck einer Tradition vorzuführen,...