Das Ende
von Ute Nyssen
Erschienen in: Ist’s vorüber, lacht man drüber (11/2025)
IM SOMMER 1999 mussten wir schlagartig unsere Verlagsarbeit beenden, weil Jürgen Bansemer erblindete. Ich hatte ihn an seinem Schreibtisch weinen gesehen. Wir beschlossen, die Autorinnen und Autoren zu informieren. Obwohl er gegen die Krankheit, eine Makuladegeneration, wagemutig kämpfte: Sie blieb unheilbar.
Darüber zu reden und zu schreiben war (und ist) schrecklich, zumal Privatangelegenheiten bei uns immer hinter verschlossenen Türen blieben. Zwar überspielte er die Beeinträchtigung, wollte niemanden behelligen, sich auf einer Straße beim Überqueren nicht helfen, sich nichts vorlesen lassen, aber die Erkrankung und deren geschäftliche Folgen drängten, wir mussten, unter höchstem Zeitdruck, praktische Hilfsmaßnahmen ersinnen.
Das dienstliche Endspiel lief profan und schmerzhaft zugleich ab. Zur Information suchte ich viele unserer Autoren auf und ob ihrer Erschrockenheit, ihrer Herzlichkeit verhielt ich mich manchmal vollkommen haltlos, auch vor Ausweglosigkeit.
Wir hatten schon länger nach Mitarbeitern oder Nachfolgern gesucht, vergeblich. Entweder schienen uns die Personen als nicht geeignet für die Bühnenverlagsarbeit, oder diese selbst hatten sich ihre Zukunft anders vorgestellt, nicht so anstrengend und wenn schon, dann glamouröser. Wir konnten also unseren Autoren kein Weiterleben des Verlags anbieten.
Diese an sich schon angespannte Lage verlangte ganz unverzüglich eine Problemlösung, denn jeder Tag in einem solchen Betrieb, unter ständigem Beschuss von Telefonaten und...