Sandra Umathum: Ich begrüße alle herzlich in dieser Runde, in der wir über die Zukunft von Arbeitsweisen und Infrastrukturen in der Kulturlandschaft sprechen wollen. Corona hat dem Theater eine Zwangspause verschafft, die viele als Potenzial für Veränderungen in der Zukunft betrachten. Im Blick auf die Frage »Wie geht es weiter?« interessiert mich allerdings weniger die pandemiebedingte Veränderung des Theaters als vielmehr die generelle Infragestellung eines Status quo, mit dem wir uns auch schon vor der Pandemie kritisch auseinandergesetzt haben. »Arbeitsweisen und Infrastrukturen« meinen dabei nicht allein die institutionellen Abläufe zur Realisierung des Spielbetriebs, sondern alle Voraussetzungen der Zusammenarbeit am Theater, etwa auch die Vor- und Fürsorge für die menschlichen Körper, die dort miteinander zu tun haben. So setzt Theaterarbeit in der Regel ein bestimmtes Körperbild voraus – Körper, die dem Leistungsprinzip entsprechen und dieses in der Theaterarbeit zugleich reproduzieren. Es werden also leistungsfähige und nicht behinderte Körper als gegeben angenommen, was wiederum bedeutet, dass die Infrastrukturen am Theater Körper exkludieren, die diesen Normen nicht entsprechen. An dieser Stelle setzt Noa Winters Arbeit an, mit der ich dieses Gespräch beginnen möchte. Noa, du arbeitest als Koordinator*in des Projekts Making a difference, das sich für die Förderung behinderter und tauber Tanzschaffender...