Gang mit Hut
von Horst Hawemann
Erschienen in: Recherchen 108: Horst Hawemann – Leben üben – Improvisationen und Notate (03/2014)
Der Hut führt. Alles zieht auf ihn hin: die Augen, der Blick, der Körper sind abhängig vom Hut. Wenn die Augen beim Hut sind, können sie nicht woanders sein. Die Füße müssen den Boden sehen, tasten, erfahren und erfassen. Man ahnt, sie treten weichen Sand, oder ist es nur die Vorsicht, die weich macht? Und doch ist alles gradlinig in der Langsamkeit. Der Körper sitzt im Stehen, der Kopf sitzt auf dem Hals. Aber das Requisit ist nicht allein die Ursache für ein Verhalten. Ein Stofftier im Revers beeinflusst zwar den Körper, aber vielmehr den Charakter der Person, den man zu erblicken meint.
Die Hutträger bauen Beziehungen auf. Das ist eine Kopf-, keine Hut-Handlung! Die Hüte sind Objekte mit Auskünften und einem gewissen Erzählwert. Sie verweisen auf Haltungen. Wer den Hut flott in den Nacken geschoben hat, sieht die Welt anders als jener, der ihn tief in die Stirn gezogen hat. Der eine öffnet sich, der andere verschließt sich.
Werden Kostüme markiert, sucht sich der Spieler in seiner Probenumgebung Dinge, mit denen er etwas „bezeichnen“, andeuten kann. Die Andeutung erzählt oft mehr als eine perfekte Anfertigung oder das aus einem Theaterfundus entliehene Fertigteil. Der andeutende Gegenstand soll durch das szenische...