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Film
Das Lächeln der Mittsommernacht
von Ralf Schenk
Erschienen in: Theater der Zeit: Feuer und Eis – Theater im ostsibirischen Jakutsk (01/2015)
Wer August Strindbergs „Fräulein Julie“ gesehen hat, vor genau 40 Jahren am Berliner Ensemble, mit Jutta Hoffmann in der Titelrolle und Jürgen Holtz als Diener Jean, der wird sie sein Lebtag nicht vergessen. Das böse Spiel mit Klassenverhältnissen, die über den Haufen geworfen werden, durfte damals in der DDR nicht sein, die Inszenierung von Einar Schleef und B. K. Tragelehn wurde nach wenigen Abenden verboten. Die Neuverfilmung von Fräulein Julie durch Liv Ullmann ist leider kein Aufreger. Die Ullmann, einst eine der Musen von Ingmar Bergman und herausragende Protagonistin vieler seiner Arbeiten, versuchte die Erfahrungen ihres Lebens und ihrer Kunst in die Adaption des Strindberg-Stücks einzubringen. Sie inszenierte gemächlich, detailbesessen und in erlesenem Dekor, aber einen modernen gedanklichen Zugang zum Stoff fand sie nicht. Was bleibt, sind die Darsteller: Jessica Chastain als Julie, laut und leise, herrschsüchtig und unterwürfig, eine Schauspielerin mit enormer Bandbreite. An ihrer Seite Colin Farrell als Diener und Samantha Morton als Köchin: verhaftet in den Denk- und Handlungsweisen des späten 19. Jahrhunderts – doch das ist zu wenig für zweieinhalb Stunden Klassikerkino.
Devid Striesow, Thorsten Merten und zahlreiche junge Darsteller sind in Burhan Qurbanis Wir sind jung. Wir sind stark zu sehen, ein Film, der die...