Eine Normalbiografie – was ist das?
Andrea Glauser im Gespräch mit Ivna Žic
von Ivna Žic und Andrea Glauser
Erschienen in: Recherchen 167: Dramatisch lesen – Wie über neue Dramatik sprechen? (05/2023)
Andrea Glauser: Lass uns ins Gespräch zu deinem Stück Die Gastfremden kommen, Ivna. Im »Voruss« des Stückes werden sie, die Gastfremden, angekündigt in Schweizer Mundart, sodass sich das Publikum zunächst vergegenwärtigt, dass das ein Schweizer Theaterstück ist.
Und ich gehe einmal davon aus, dass dann zunächst wahrscheinlich einmal andere Vorstellungen kommen von einem »Schweizer Theaterstück«, was das ist, das vielleicht Alpen beinhaltet oder Banken oder vielleicht auch so was wie Schokolade oder solche Dinge. Und das fand ich aber sehr schön auch dann beim Lesen dieses Schauspiels, wie sehr die Gastfremden eine schweizerische Thematik sind, die so unterschiedliche Stränge zusammenführen. Und zwar einerseits Erfahrungen, von denen ich einmal annehme, dass sie sehr viele von uns teilen. Also wo es auch um die Frage von materieller Geschichte geht. Um Eltern-Kinderverhältnisse, um Wohnungsauflösungen, um Vergänglichkeit. Um wie man über Distanzen hinweg kommuniziert. Aber dann auch sehr spezifisch über Erfahrungen, würde ich sagen, von Personen, die in die Schweiz gereist sind, über viele Jahrzehnte da waren und dann wieder wegziehen. Also um ganz spezifische Erfahrungen. Auch im Zusammenhang mit Familien. Mit Migration. Vielleicht magst du dazu gleich mal etwas sagen, bevor ich Fragen stelle, die so beim Lesen bei mir entstanden sind.
Ivna...