Protagonisten
Rostocker Signal
von Sewan Latchinian und Stefan Rosinski
Erschienen in: Theater der Zeit: Die Menschenbaustelle – Bühnenexperimente am Bauhaus Dessau (02/2014)
Assoziationen: Akteure
Den eigenen Statuten zufolge hat der Deutsche Bühnenverein das Ziel, die einzigartige Vielfalt der Theater- und Orchesterlandschaft zu erhalten und zu pflegen. Und dennoch hat das Volkstheater Rostock seine Mitgliedschaft mit sofortiger Wirkung gekündigt. Warum? Weil wir der Meinung sind, dass die deutsche Theaterlandschaft mit einem Strukturwandel konfrontiert ist, für den die Politik der Besitzstandsverbände nicht nur keine Antwort hat, sondern ihn sogar kontraproduktiv verschärft.
Der Austritt anlässlich des Tarifabschlusses für Orchester mit einer Vergütungserhöhung von 8,9 Prozent ist existenzsichernd für das Rostocker Volkstheater – und kann gleichzeitig das Signal einer Debatte sein, ob und wie das bestehende Theatersystem zu reformieren ist. Als Institution folgt Theater einer veränderlichen (also immer auch veränderbaren) Wahrheit, die sich freilich in Lobbyverbänden und fixierten Organisationsformen scheinbar ewig institutionalisiert hat.
Dabei sind die Probleme evident, und sie sind struktureller Natur. Strukturell, weil das staatlich finanzierte Theatersystem eine Funktion des intervenierenden Wohlfahrtsstaates ist, der einen massiven Umbau erlebt. Die „neosoziale“ Politik des überschuldeten Staates zeigt in immer mehr Theatern und Ensembles ihre Wirkung. Das weiß auch der Bühnenverein. Unter anderem hat unlängst Marion Tiedtke die Krisensymptome in einem Vortrag vor dessen Intendantengruppe zusammengefasst: „Es wird alles dafür getan, damit das Theater nach außen funktioniert wie eh...