Kopfhaltungen
von Horst Hawemann
Erschienen in: Recherchen 108: Horst Hawemann – Leben üben – Improvisationen und Notate (03/2014)
Eine Sammlung zu „Köpfen“:
ein guter Kopf, ein heller, ein sturer, ein schöner, ein gewitzter, ein kluger, ein blendender, ein wirrer, ein schneller, ein bedeutender, ein kritischer, langsamer genialer, widerspenstiger, dicker (!) usw.
Das sind Haltungen im Kopf und als solche beschreiben sie Inhalte. Sie haben mit dem Denken zu tun. Ein kritischer Kopf denkt kritisch und ebenso handelt er. Also gebe man dem Spieler einen „bezeichnenden“ Kopf, und das hat handelnde Folgen. Wenn ein kluger Kopf etwa einen kritischen trifft, dann ist das schon eine Situation mit Problemen, eine besondere Beziehung, dann entsteht zwischen ihnen ein Spannungsfeld, in dem Ausein-ander-setzungen stattfinden. Kopfkämpfe!
Ein wirrer Kopf handelt anders als ein kritischer. Ein streitbarer Kopf macht andere Vorschläge als ein genügsamer. Ein genialer Kopf hat andere Ideen als ein berechnender. Ein Kopfloser verirrt sich nicht nur räumlich. Ein Kopflastiger empfindet einseitig.
Holzkopf! Gnatzkopf! Bullerkopf! Dummkopf! Schlaukopf!
Trotzkopf! Saftkopf! Flachkopf! Sturkopf! Kohlkopf! Betonkopf …
Es ist auffällig, wie häufig Kopfbeleidigungen und -belobigungen in der Alltagssprache zu finden sind. Sprachlich wird so die Bedeutung des Kopfes greifbar. Kein anderer Teil des Körpers wird ähnlich gewürdigt. Natürlich wissen wir von der Wichtigkeit des Kopfes, aber dennoch sollte seine Wichtigkeit von Zeit zu Zeit in...