Die DDR als Reise in die Vergangenheit
von Burghart Klaußner und Thomas Irmer
Erschienen in: backstage: KLAUSSNER (09/2019)
Mit der Wirklichkeit passt das erstmal nicht so zusammen.
Oh doch. Die DDR hat ja nicht so schnell neu gebaut wie Westdeutschland, das schnell versuchte, die Vorzeit zu beseitigen. Die Trümmer standen und die Trümmer erinnerten natürlich eher an die Vortrümmerzeit als an die Trümmerzeit. Die Moderne war in der DDR nicht so eingezogen wie im Westen, auch im Design. Ich habe mich mit allen darüber unterhalten. Alle, die ich sprach, haben ähnlich empfunden: Die Reise in die DDR ist eine Reise in die dreißiger Jahre. Da ist noch das Deutschland von vor dem Krieg sichtbar.
Am Kollwitzplatz natürlich besonders durch die Einschusslöcher in den Häuserwänden …
Das sowieso. Einschusslöcher gab es zwar auch im Westen, aber durch den Unterschied in der technologischen Entwicklung hatte man wirklich das Gefühl einer Zeitreise in die Vergangenheit und gar nicht so sehr in eine sozialistische Gegenwart.
Wie ließ sich das bei Sagert künstlerisch erkennen? Der war von der Formsprache her nicht unbedingt der Moderne zuzurechnen.
Nein, er teilte das ja mit vielen DDR-Künstlern. Da müsste man sich mal genauer drüber hermachen, welche Art von Moderne denn in der DDR-Bildwelt und -Bühnenbildwelt vertreten ist oder welche Art von Tradition fortgetragen und umgewandelt wird. Also...