Eine offene Rechnung, an die sich offene Fragen knüpfen. Die Situation verlangt natürlich nach Antworten. Und tatsächlich handelt Maya Arad Yasurs Stück „Amsterdam“, zumindest zum Teil, von einer historischen Spurensuche, an deren Ende ein paar – mögliche – Antworten stehen. Die Fährte führt zu einer Frau, die 1944, verraten vom eigenen Ehemann, ins KZ verschleppt wird. Die überlebt. Die zurückkehrt in ihre Amsterdamer Wohnung. Und die alsbald von den Behörden eine Rechnung zugestellt bekommt über das Gas, das die Nazis verbrauchten, die während ihrer Inhaftierung die Wohnung in Besitz genommen hatten.
Keine Strom-, keine Wasser-, nein, eine Gasrechnung. Der Zynismus ist unübersehbar. Die Frau weigert sich zu zahlen, die Mahngebühren potenzieren sich. Jahrzehnte später wohnt eine andere Frau in der Wohnung, eine junge, jüdische Musikerin, die nun ihrerseits eines Morgens eine Gasrechnung erhält, über die horrende Summe von 1700 Euro. Von wem, ist nicht ganz klar. Vermutlich vom Nachbarn, der ebenfalls in die Geschichte verstrickt ist.
Die junge Frau beginnt zu recherchieren und findet heraus, wie sich die Dinge zugetragen haben könnten. Die letzte Gewissheit allerdings verweigert Yasurs Text, der beim Berliner Theatertreffen 2018 mit dem Stückemarktpreis ausgezeichnet und nun nach seiner Uraufführung in Haifa am Münchner Volkstheater auf Deutsch...