Was kann man tun, damit sich ein ohnehin mäßiges Stück am Ende doch noch gut verkaufen lässt? Am besten, man bläst es auf wie einen Luftballon, der in der vermaledeiten deutschsprachigen Erstaufführung von Pablo Manzis „Wo die Barbaren leben“ ungewollt zu einer Metapher für eine leere Konzeption wird. Zur Aufhübschung soll auch der exotische Spielort beitragen. Denn für das Stück, das dem Titel nach von Kulturlosen und verrohten Wilden erzählt, hat sich das Heidelberger Stadttheater das Tropenhaus des Botanischen Gartens auf dem Universitätsgelände ausgesucht. Barbaren und Dschungel passen eben wie die Faust aufs Auge. Man muss nicht einmal um die Ecke denken, um diese banale Idee zu verstehen.
Aber Spaß beiseite. Eigentlich geht es in dem Drama, das bereits im Rahmen des iberoamerikanischen Theaterfestivals „¡Adelante!“ im Frühjahr vom chilenischen Theaterkollektiv Bonobo in der Stadt am Neckar realisiert wurde, um existenzielle Fragen: Wer sind wir und wer die anderen? Wie bilden sich diskursiv Stereotypen des Fremden heraus? Was macht den Feind zum Feind? Auf welche Weise konstituiert sich Identität durch Abgrenzung? Im Zentrum des Textes stehen drei Cousins, die sich nach langer Zeit wieder begegnen. Die Familienzusammenkunft bleibt derweil alles andere als nett. Denn als einer der drei gesteht, am Mord...