Stell dir vor, es ist Premiere, und keiner geht hin! Klingt skurril, ist aber derzeit Realität an deutschen Theatern. Beinahe zumindest. Zugegeben, richtige Premieren finden in der Regel nicht statt. Aber an fast allen Häusern werden neue Inszenierungen immerhin bis zur Premierenreife einstudiert. Weil keine Zuschauer ins Haus dürfen, folgt auf die Generalprobe dann meist doch keine Premiere – nur manchmal darf das Publikum durchs digitale Fenster einen Blick auf die Kunst werfen, die frisch entstanden ist (davon später mehr) –, aber es gibt kein Probenverbot. Also wird hinter verschlossenen Türen weiter produziert. Und fast niemand schaut zu. Ein irrer Zustand. Manchmal fast schon tragisch.
Das Theater rühmt sich gern, ein flexibles Medium zu sein, das zügig auf gesellschaftliche Situationen zu reagieren versteht. Die ersten Corona-Dramen liegen den Dramaturgie-Abteilungen längst vor. Im Idealfall bilden sie die Krise nicht nur ab, sondern reflektieren, was sie mit unserem Gemeinwesen macht. Dumm nur (oder eben tragisch), dass diese Auseinandersetzung mit den aktuellen Umständen wegen eben dieser Umstände gegenwärtig unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden muss.
Philipp Löhle hat so ein Stück geschrieben. „Isola“ heißt es. Das Thema deutet sich schon im Titel an: Um Isolation geht es, passgenau zur Stimmungslage im Lockdown, der die...