Der erste Blick in dieses Online-Festival war von Trauer, Melancholie und dem Nachdenken über das Abwesende bestimmt. In den leeren Bühnen- und Zuschauerraum des HAU Hebbel am Ufer hatte man ein paar blaue Stege eingezogen. Auf ihnen nahm aber niemand Platz. Nur virtuell, im Festivaltrailer, waren in Form von Avataren jene „new communities“ kurz präsent, die im Festivaluntertitel beschworen wurden. Ansonsten jedoch: kein Publikum, keine Gemeinschaft. Man war, wie so oft in diesem Pandemiejahr, für andere unsichtbar und aufs unsinnliche Starren auf ein kleines oder großes Display beschränkt.
Auch einige der Akteure sah man in die klassischen Zoomraster eingesperrt, bei Konferenzformaten etwa, in denen sich am Festival beteiligte Künstlerinnen und Künstler über die neuen digitalen Gemeinschaften austauschten, zu denen sie in der letzten Zeit Zugang fanden, vor allem Game-Communities und VRChat-Weltenbauer. Von der interessantesten Begegnung berichtete Caspar Weimann vom Onlinetheater.live. Die Produktion „Camshow“ hatte die Gruppe – allerdings bereits 2018 – auf der Liveporno-Plattform Chaturbate eingerichtet. Weimann hatte sich zuvor als Camboy auf der Plattform offenbar auch einen gewissen Interessentenkreis aufgebaut, mit dem es zu mitunter intensiven Begegnungen gekommen war.
Die Intimität, die zwischen weit entfernten Displays entstehen kann, ist prinzipiell eine interessante Ressource für digitale Theaterevents. Das wurde auch...