Jérôme Savary
von Ute Nyssen
Erschienen in: Ist’s vorüber, lacht man drüber (11/2025)

MIT WEIHNACHTEN AN DER FRONT (Texte von Helmut Ruge, Jérôme Savary, Roland Topor, französischer Teil übersetzt von Wolfram Kremer) inszenierte der französische Regisseur Jérôme Savary zum ersten Mal in der Bundesrepublik ein eigenes Theaterstück. Die Uraufführung fand im September 1981, im Deutschen Schauspielhaus Hamburg, im Malersaal, statt (Intendanz Niels-Peter Rudolph). Den Text gab es als Buchausgabe in dem uns befreundeten Kölner Prometh Verlag. Zunächst war uns der makabre Todesweihnachtsmann auf dem Buchumschlag von Roland Topor aufgefallen, danach hatte der ungezähmte (dynamische) Text es uns angetan, und als wir feststellten, dass Savary keinen Bühnenvertrieb hatte, sprachen wir bei ihm vor und erwarben die Aufführungsrechte; eine der frühesten neuen Errungenschaften im eigenen Verlag. Aus der Bekanntschaft wurde – auch aus Zuneigung – eine fast 20-jährige Zusammenarbeit.
Ich habe Weihnachten an der Front im März 2022 von Neuem gelesen, von dem Krieg in der Ukraine um jegliche pazifistische Sicherheit gebracht. In dieser Verfassung begegnete mir das Stück, dessen ganz eigene, ablehnende Sicht auf Krieg überhaupt wie aus einem anderen Leben stammte, wie ein Gewissensschock aus der Vergangenheit. Denn dieses »Realmärchen«, wie es auf nachtkritik.de von Verena Großkreutz bezeichnet wurde, beschwört einen – wie auf Deutschlandfunk zu hören war – »magischen Moment des Friedens«...