Fjodor Michailowitsch Dostojewski war spielsüchtig. Und Münchens Theater hat die Dostojewski-Spielwut erfasst. Die beiden großen städtischen Bühnen (Kammerspiele und Volkstheater) haben sich – unabhängig voneinander – zweier Romane angenommen, die durch ihre Entstehungsgeschichte eng verbunden sind.
Dostojewski stand tief in der Kreide, als er 1865 fieberhaft an „Schuld und Sühne“ schrieb. Sein Verleger erwartete Ergebnisse. Weil der Roman aber partout nicht fertig werden wollte, diktierte Dostojewski seiner späteren Frau Anna auf die Schnelle einen anderen. So entstand, binnen weniger als einem Monat (und fristgerecht, um den Verleger zufriedenzustellen), „Der Spieler“, eine satirische Abrechnung mit der eigenen Spielsucht. Zugleich zog der Schriftsteller mit diesem Buch den Kopf gerade noch mal aus der Schlinge.
Dieser gewitzten Selbstrettungstat verdankt die Welt Dostojewskis wohl witzigstes Werk. „Schuld und Sühne“ dagegen zählt zu seinen gewichtigsten Wälzern. Ähnlich verhalten sich die beiden Münchner Bühnenadaptionen zueinander. Christopher Rüping (ab kommender Saison Hausregisseur an den Kammerspielen) will nur spielen. Christian Stückl (seit 2002 Intendant des Volkstheaters) verstören. Kurios ist allerdings, dass Rüping für den deutlich kürzeren „Spieler“ über drei Stunden braucht, während Stückl bei „Schuld und Sühne“ mit deutlich weniger auskommt. Beherzt hat er das Handlungsdickicht gelichtet. Das Ergebnis: ein konzentriertes Kammerspiel, angesiedelt tatsächlich in einer Dachkammer (Ausstattung...