Vielleicht ist ja der Titel eine Anspielung auf Bob Dylans „Rolling Stone“-Zeile „no direction home“, die schon als Filmtitel der Dylan-Dokumentation von Martin Scorsese die Ewigkeit eines großen Performers nach der Vorstellung zeigt. Auch Minkes Bilder zeigen die Volksbühnen-Schauspieler und viele Mitarbeiter des Hauses zumeist nach der Verausgabung und in eher privaten Momenten. Sophie Rois, Martin Wuttke, Birgit Minichmayr, Milan Peschel, ein völlig verschwitzter Alexander Scheer, Marc Hosemann an einem Verkehrsschild hangelnd, zum Schluss auch Castorf mit hochgekrempelten Hosen über feinen Halbschuhen und einem Plastikbecher in der Hand. Das Umfeld der Porträts besteht immer aus einer gewissen Unordnung – nach der Schlacht, die da stattgefunden haben muss und nach einer Zigarettenpause in Garderoben und Toiletten sowieso in der Kantine noch weitergeht. Es sind Gesichter, die alle Müdigkeit schon hinter sich gelassen haben, von Leuten, die scheinbar nie nach Hause gehen, weil sie ja schon dort sind.
Als Theaterbuch zum Ende einer Ära ist das freilich auch ein Volksbühnen-radikales Konzept: Fast 300 Seiten ohne ein einziges Inszenierungsfoto, aber dafür ungewöhnliche wie ungewöhnlich schöne Porträts aus nächtlicher Aktion. René Pollesch schreibt in seinem Vorwort, das selbstverständlich in der Mitte des Buchs zu finden ist, er habe „nie schönere Menschen gesehen“ als in...