Festivalmottos sind so eine Sache. Sie machen sich gut bei Vorankündigungen und Förderanträgen. Sie versprechen thematische Bündelung und zuschauerfreundliche Navigation. Beim Festival selbst entpuppt sich so ein Motto aber oft als heiße Luft. Auch den titelgebenden „Rebell Boy“ des Festivals Theater der Dinge, das vom 13. bis 17. Oktober an der Berliner Schaubude stattfand, ereilte dies Schicksal. Die gute, alte, lange verschmähte Kasperfigur sollte als „Punk-Rebell gegenüber aktuellen politischen Gegebenheiten“, so Festivalkurator Tim Sandweg, auf zeitgenössisch getrimmt und ins Universum des mit hohem Kunstanspruch versehenen Puppentheaters zurückgeholt werden. Dagegen gab es anfangs Protest. Puppenspiel-Tausendsassa Peter Waschinsky steckte sich einen Kasper- und einen Polizistenkopf auf die Finger und erklärte die Schaubude für besetzt. Ähnlich wie bei der größeren Besetzung der größeren Volksbühne ein paar Wochen zuvor folgte daraus aber: nichts. Es musste nicht mal geräumt werden; Waschinsky hatte den Polizisten ja gleich selbst mitgebracht.
Der Kasper, der unmittelbar danach ganz offiziell auf die Bühne durfte, hatte wenig Rebellisches an sich. Es war aber herzzerreißend, wie sich dieser graue, melancholisch wirkende Kasperkopf in die geöffnete Hand des Puppenspielers Hans-Jochen Menzel legte und weinte, greinte und wimmerte. Das war Emotion pur. Seine Situation ist auch arg erbarmungswürdig: Gretel gestorben, die Auftragslage jämmerlich. Außerdem...