JONAS ZIPF im gespräch mit JOSEPH VOGL
Es ist Zeit, darüber zu sprechen, wie wir aus der Krise herauskommen, nicht nur gesellschaftlich und kulturell, sondern auch materiell und wirtschaftlich. Wer wird zu den Verlierer*innen gehören, wer wird profitieren? Wer geht als Gewinner*in aus der Katastrophe hervor, und wer zahlt die Rechnungen? Jonas Zipf spricht zu diesen und anderen Fragen mit dem Germanisten und Kulturwissenschaftler Joseph Vogl, Autor von Das Gespenst des Kapitals (2010), Der Souveränitätseffekt (2015) und Kapital und Ressentiment (2021): Sie sprechen über V-Effekte und das Inklusionsversprechen der Tech-Giganten, über Wetten und Werte, Informationen und Meinungen, die unhinterfragte Sozialisierung von Risiken sowie den rauschhaften Genuss des Profits
JONAS ZIPF:
Als ich mit meiner Reihe von Corona-Gesprächen im ersten Lockdown letztes Frühjahr begann, da gab es von Anfang an Begegnungen mit Menschen, die ich nur über ihr Wirken, ihr Schaffen kannte, also mit Personen, die ich bis heute persönlich noch gar nicht kennenlernen konnte. So auch heute. Gemessen daran, dass jetzt alle Welt den eigenen Rücken vor irgendwelchen Laptop-Bildschirmen ruiniert, waren diese Telefon-Gespräche regelrechte Blind Dates – Blind Dates, die es erlauben, sich auf das Denken und Sprechen der oder des anderen zu konzentrieren. Eines der zentralen Themen der...