In keinem Stück von Elfriede Jelinek ist das Autorinnen-Ich so präsent wie in „Am Königsweg“. Noch nie hat die Dramatikerin den mutmaßlich verlorenen Posten ihrer gesellschaftskritischen Dichtkunst so ausgeleuchtet und offensiv thematisiert. Seit geraumer Zeit reflektiert Jelinek ihre „alte Leier“ (mit der sie ihr jüngstes Stück „Schnee Weiß“ sogar untertitelt hat) in den Texten mit. Das ist schon mal ein Grund, sie, die Autorin, „leibhaftig“ auf die Bühne zu bringen. In der Uraufführungsinszenierung von Falk Richter am Deutschen Schauspielhaus Hamburg übernahm Ilse Ritter voller Grandezza diese sich selbstbefragende Jelinek-Rolle. Am Landestheater Niederösterreich, das auf Wunsch der Autorin nun die Österreich-Premiere des Stücks ausrichtete, geht Nikolaus Habjan mit Puppen ans Werk.
Tatsächlich erbat sich Jelinek in einer der wenigen Regieanweisungen Figuren aus der Muppet Show. Daran knüpfte Regisseur Habjan an und entwarf eine kleine Horde seiner gespenstischen Klappmaulpuppen, darunter in dreifacher Ausführung auch die Autorin mit roten langen Haaren. Figürliche Kopien Jelineks (meist waren es Zopf-Doubles) haben schon in einigen Inszenierungen für Furore gesorgt. In der Konfrontation der literarischen Schöpferin mit ihrem eigenen Stimmengewirr liegt nun einmal Spannung. Die Jelinek-Puppe ermöglicht Habjan aber auch die Abbildung eines signifikanten Gedankens: Alle Agierenden sind „blinde Seher“, die Autorin inklusive, ihr (der Puppe) werden...