Ich gehe Tag und Nacht und weiß nicht, wohin
von Ipek İpekçioğlu
Erschienen in: Zeitgenoss*in Gorki – Zwischenrufe (03/2023)
Assoziationen: Dossier: Musik im Schauspiel
Auf den Kanakwood-Partys herrschte diese besondere vibrant energy. Migrant*innen der zweiten und dritten Generation kamen hier zusammen, mehrheitlich türkeistämmig, die an den unterschiedlichsten Orten aufgewachsen waren, aber sich in Kreuzberg gefunden hatten. Die Kanakwood-Partys fanden meistens während der Berlinale statt, es kamen Schauspieler*innen, Musiker*inen, Performer*innen, Fatih Akin wurde damals immer populärer, viele filmschaffende Migrant*innen starteten ihre Karrieren. Kanakwood, das war der frühe postmigrantische Soundtrack. In dem Sinne, dass unsere Identität nicht mehr in Migrationsgeschichten verortet ist. Dass wir gekommen sind, um zu bleiben. Dass wir dieses Land gestalten, mit Kunst, Kultur, Musik, Politik, mit unserer Lebensrealität.
Als Shermin Langhoff das Festival „Beyond Belonging“ am HAU kuratiert hat, lud sie mich als DJ und Theatermusikerin ein. Wir haben Funk und Soul und Hiphop wieder in die Szene gebracht, gemischt mit Balkan und Orient. Wir waren international, divers, hatten unendlich viele Inputs und haben Empowerment daraus gezogen. Für unsere Jobs, aber auch für unsere Persönlichkeiten.
Als Shermin die Leitung des Ballhaus Naunynstraße angeboten wurde und klar war, hier wird ein Ort reloaded, wieder aktiviert, war ich mit am Start. Weiter als Theatermusikerin und als Kuratorin für die DJs. Es war mein Versuch, so viele musikalische Kulturen wie möglich reinzuholen: die...